Auf Heimatbesuch in…Cork
Willkommen zurück zu unserer Reihe „Auf Heimatbesuch“. Letzte Woche hat uns Spencer durch Vancouver geführt und uns gezeigt, wie man einen Tag mit Köstlichkeiten wie Bier und frisch zubereiteten Sandwiches sowie Hockey genießen kann! Diese Woche nimmt Joy uns mit auf eine Reise in ihre irische Heimatstadt Cork…kommen Sie mit!
Foto von Robert Stevens
Meine erste Rückkehr nach Hause über Weihnachten zählt zu einer meiner schönsten Erinnerungen. Als ich nach 8 Monaten in Berlin das erste Mal nach Hause geflogen bin, habe ich mich riesig darauf gefreut, meine Familie und Freunde wiederzusehen. Da es keine Direktflüge nach Cork gibt, musste ich nach Dublin fliegen und von dort aus 3 Stunden weiterreisen. Beim Einsteigen in den Zug manövrierte ich mein Gepäck an einer Gruppe mehrerer Damen vorbei. Diese fragten mich sogleich, warum ich Gepäck dabei habe, und als ich erklärte, dass ich über Weihnachten in meine Heimatstadt zurückkehre, wurde ich von den freundlichen Damen mit freudigem Applaus begrüßt. Da wusste ich, dass ich zu Hause angekommen bin.
Fernab der Heimat fehlen mir am meisten die irische Mentalität und natürlich auch das Wetter. Wer würde 151 (oder sogar mehr) Regentage im Jahr nicht vermissen? In einem früheren Leben müssen wir Iren wohl einmal Enten gewesen sein. Dies wird meine letzte Anspielung auf das Wetter sein. Seien Sie unbesorgt, es wird Ihren Aufenthalt nicht negativ beeinflussen, das verspreche ich. Nun werde ich Sie auf eine gedankliche Reise zurück nach Cork mitnehmen und schildern, wie ich dort einen perfekten Tag verbringen würde.
Um mich für den Tag zu stärken, besuche ich gerne das Brackens Cafe direkt in der Innenstadt. Normalerweise laufe ich von zu Hause aus in das Stadtzentrum und begegne auf dem Weg einigen Anwohnern, die ihren Morgenritualen nachgehen. Der Spaziergang bergab ist entspannend – mit dem Rückweg nach Hause sieht es da schon anders aus. Da sollte man eher eine Fahrt mit dem Taxi in Betracht ziehen! Im Café Brackens gibt es ein ausgezeichnetes irisches Frühstück. Ich nehme mir dort gerne einen Kuchen für später mit, denn wer kann schon frisch gebackenen Köstlichkeiten widerstehen?
Natürlich hat die Stadt weitaus mehr zu bieten als nur schmackhafte Speisen, doch ein weiteres kulinarisches Highlight ist definitiv erwähnenswert: der English Market. Dieser überdachte Lebensmittelmarkt befindet sich in der Innenstadt. Schon seit 1788 lockt er am selben Standort täglich Tausende Kunden an. Sogar Königin Elizabeth II hat sich bei Ihrem Staatsbesuch im Jahr 2011 den Markt angesehen. Die besten Restaurants der Stadt erwerben dort frische Waren und bereiten daraus anschließend lokale Spezialitäten wie Drisheen (eine Art Blutwurst) und gewürztes Rindfleisch zu. Im Farmgate Cafe und Restaurant mit Blick auf den Markt können zum Frühstück, Mittag- und Abendessen köstliche Gaumenfreuden genossen werden.
Werfen wir nun einen Blick auf die Sehenswürdigkeiten, die mir bei meinem gemütlichen Spaziergang durch die Stadt ins Auge fallen. In Cork gibt es viele schöne Gebäude, und zu den wohl malerischsten gehören die Kirchen. Die Ortskirchen begeistern mit einem wunderschönen Inneren, doch auch die St. Finbarr’s Cathedral und die St. Anne’s Church nördlich und südlich des Flusses River Lee sind absolut sehenswert. Die Kathedrale St. Finbarr’s kann mit einer atemberaubenden Architektur aufwarten. Sie gilt als erstes bedeutendes Werk des viktorianischen Architekten William Burges und verfügt über die größte Orgel in ganz Irland. Die Kirche St. Anne’s Church in Shandon ist ein Wahrzeichen der Stadt. Den Uhren sollten Sie jedoch lieber nicht trauen, denn jede der Vier zeigt eine unterschiedliche Uhrzeit an. Das Erklimmen der Wendeltreppe und das Läuten der schweren Glocken ist wahrlich anstrengend.
Wenn ich in der Gegend bin, kehre ich gerne in der Jack Fordes Bar ein. Dort lässt sich in Gesellschaft ein Pint Guiness genießen. In der Süßwarenfabrik Linehans Sweet Factory kaufe ich mir gerne eine Tüte Süßigkeiten mit einer bunten Mischung aus Resten, die bei der Bonbon-Herstellung übrig geblieben sind. Das mag vielleicht komisch klingen, doch die süßen Überbleibsel schmecken wirklich sehr gut. Wieder zu Hause angekommen genieße ich diese dann bei einer Flasche Tanora. Das kohlensäurehaltige Getränk mit Tangerinengeschmack gibt es nur in Cork! Wir in Cork sind schon etwas ganz Besonderes!
Abends fahre ich gerne in das 5 Autominuten entfernte Blarney. Bei einer Tour durch den Ort gibt es so einiges zu bestaunen. Anschließend lässt sich in dem hervorragenden chinesischen Restaurant Tung Sing eine leckere Mahlzeit genießen.
Dort gibt es ein unglaublich gutes Curry, nach dem ich mich jede Woche zurücksehne. Eines der Restaurants befindet sich direkt in der Innenstadt, so dass ein köstliches Abendessen nicht lange auf sich warten lassen muss. Wenn ich tagsüber in Blarney bin, mache ich immer wieder gerne einen Ausflug zur Burg Blarney Castle. Ich muss allerdings zugeben, dass ich den Blarney-Stein noch nicht geküsst habe. Der Blarney-Stein klingt als sei er Teil der Sitcom Father Ted (erinnern Sie sich noch an den Heiligen Stein von Clonrichert, der vom Vatikan heraufgestuft wurde?). Der legendäre Stein der Sprachgewandtheit befindet sich im oberen Teil des Turmes. Schenkt man der Legende Glauben, erlangen alle, die den Stein küssen die Gabe des freien Sprechens.
Vielleicht ist es besser, dass ich den Stein nicht geküsst habe, denn ich rede eher zu viel als zu wenig! Wenn ich Lust auf ein ganz besonderes Erlebnis habe, steige ich in den Zug und fahre zum Naturpark Fota Wildlife Park. Die Insel Fota kennt in Cork jedes Kind, denn Sie ist Jahr für Jahr das Ziel zahlreicher Schulausflüge. Ich habe mich dort jedoch nie gelangweilt und werde die Insel auch in Zukunft so oft wie möglich besuchen. Im Wildpark sehe ich mir übrigens am liebsten die Giraffen an.
In der Stadt gibt es viele Ausgehmöglichkeiten, um den Tag schön ausklingen zu lassen. Doch bevor ich mich in das Nachtleben stürze, brauche ich natürlich neue Klamotten, also mache ich mich auf zu einem Einkaufsbummel. Die männlichen Leser können diesen Absatz ruhig überspringen. Zücken Sie schon mal das Portemonnaie, denn in den Straßen von Cork lassen sich so einige schöne Kleidungsstücke ergattern. In der eher kleinen Stadt finden Sie alles, was Sie brauchen auf der Patrick Street und in der Opera Lane. Bei Penneys (Primark für alle Leser, die nicht aus Irland stammen) gibt es immer das ein oder andere Schnäppchen! Am besten machen Sie den Laden dienstags unsicher, denn dann werden bei Penneys die Warenbestände aufgefült und Artikel im Preis gesenkt! Schließlich gönne ich mir eine Pause in der wundervollen irischen Bar Long Valley. Dort gibt es ausgezeichnete große Sandwiches (eine weitere Mahlzeit nach dem reichhaltigen morgendlichen Frühstück!)! Lecker! Nun zu einem Thema, das Sie sicher brennend interessiert: Wo gibt es in Cork die besten Kneipen? Es gibt eine wirklich große Auswahl, und im Folgenden werde ich einige mitsamt ihrer Vorzüge vorstellen. Das Pub The Franciscan Well bietet köstliches selbstgebrautes Bier.
Mit seinen 24 Stunden ist der Tag leider immer noch viel zu kurz! Gerne hätte ich auch noch von einem Ausflug in die Küstenstadt Youghal berichtet, in der man mit einer Tüte salziger Chips und einem wunderschönen Blick auf das Meer herrlich entspannen kann oder von einem Abstecher in den Fitzgerald’s Park, in dem sich mit einem Buch in der Hand die Sonne genießen lässt.
Ohne mich selbst beweihräuchern zu wollen, muss ich sagen, dass Cork so viel zu bieten hat, dass das alles unmöglich in nur einen Beitrag passen würde! Wenn Sie mir nicht glauben, überzeugen Sie sich doch einfach selbst davon!